Unsere Augen vollbringen täglich Hochleistungen, heute mehr denn je. Hielt früher der häufigere Blickwechsel zwischen nah und fern Muskeln und Linse auf Trab, besteht der Alltag vieler Menschen heute durch den Blick auf den Bildschirm. Gezielte Übungen sollen helfen, nach einer Weile besser zu sehen, versprechen Sehtrainer. Doch: Wenn das so einfach wäre, warum machen das nicht alle? Hilft Augentraining gegen Fehlsichtigkeit?

Augentraining wurde Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt und wird bis heute in verschiedenen Fällen als therapeutische Maßnahme angewendet – zum Beispiel bei hohem Sehstress, Sehfehlern oder Sehstörungen. Verschiedene Übungen für die Augen sollen unter anderem für Entspannung von gestressten Augen sorgen, im Rahmen einer sogenannten orthoptistischen Therapie Seh- und Augenfunktionsstörungen beheben und sogar zur Vorbeugung von Kurzsichtigkeit sowie Verbesserung einer bestehenden Fehlsichtigkeit beitragen. In der Augenheilkunde ist die Wirksamkeit der Übungen zum Teil umstritten.

Sehschwächen sind beispielsweise abhängig von der Länge des Augapfels, der Elastizität der Linse oder der Krümmung der Hornhaut. Sie treten aufgrund einer genetischen Veranlagung auf oder stellen sich im Laufe des Lebens ein. Sehtraining ist deshalb vor allem für Kinder und Jugendliche relevant, deren Auge sich im Wachstum befindet. Das Verbessern oder „Abtrainieren“ von Sehschwächen ist nicht realistisch. Sehr wohl aber kann durch gezieltes Training der Anstieg einer Fehlsichtigkeit verzögert oder gar gestoppt werden.

Bei erhöhtem Sehstress und bei verschiedenen Sehstörungen hat sich Augentraining ebenso als eine wirksame Behandlungsmethode erwiesen – vor allem in Kombination mit anderen therapeutischen Maßnahmen. Die Orthoptik, oft auch Sehschule genannt, ist ein Spezialgebiet der Augenheilkunde, in dem Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Augenbewegungsstörungen, Augenzittern oder einer Sehschwäche behandelt werden. Hierbei setzen Orthoptisten verschiedene Untersuchungs- und Therapieformen ein. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehört auch eine Anleitung, wie man die Augen richtig trainieren kann. Das Augentraining wird dann meist von den Patienten ergänzend zur augenheilkundlichen Behandlung selbstständig zu Hause durchgeführt.

Viele Menschen verbringen heute einen Großteil des Tages vor dem Bildschirm ihres Computers, Smartphones oder Tablets. Das strengt die Augen an und führt häufig dazu, dass sich die überlasteten Sehorgane müde, trocken und gereizt anfühlen. Einfache Entspannungsübungen machen das Sehen auf Monitore und Displays erträglicher. Dazu reicht es schon, regelmäßig mindestens zehn Sekunden hintereinander zu blinzeln oder mittels der 20-20-20-Regel alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf Objekte zu schauen, die mindestens 20 Meter weit entfernt sind.

Plötzlich auftretende Beschwerden oder anhaltende Sehprobleme sollten natürlich immer von einem Augenarzt abgeklärt werden.

Übrigens: Vor allem online kursieren mittlerweile zahlreiche unseriöse Angebote zum Thema Augentraining. Häufig wird versprochen, dass man sich die Fehlsichtigkeit einfach wegtrainieren kann. Wissenschaftlich lässt sich dies keinesfalls stützen. Augentraining kann dennoch durchaus erfolgreich sein, wird es richtig und mit professioneller Unterstützung angewendet. Gerne beraten wir Sie vor Ort zu den Möglichkeiten von Augentrainings für Sie oder auch Ihre Kinder.

Beitrag: Rocktician.com, Bild: Pexels